Ein Jahr ist es her: Die Grundwasserkatastrophe in den Kellern, auf den Straßen und Äckern im Winter 2010/2011.
Aufgrund der Trockenheit im Frühling und Herbst ist die Situation bisher weniger dramatisch, aber nach wie vor angespannt - denn vorbeugende Maßnahmen eines Grundwassermanagements gab es bisher nicht.
Um zu unterstreichen, dass 2012 dringend etwas getan werden muss, verschickt die Bürgerinitiative Gnadau über den gesamten Monat Januar hinweg "Kalenderblätter" an Verantwortungsträger unterschiedlichster Ebenen. Mit diesen wird Tag für Tag auf einen bestimmten Aspekt der Grundwasserproblematik hingewiesen.
Auf dieser Seite finden Sie die Kalenderblätter vom 2. bis 15. Januar.

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Kalenderblatt vom 15. Januar

Mauerschaden.
Soviel Kraft wie die Posaunen von Jericho, die Mauern zu Fall brachten, haben die Blechbläser des Gnadauer Chores nicht – Gott sei Dank!
Etwas ganz anderes greift die Mauern an: das Grundwasser.
Unter Einwirkung von bestimmten Wasserinhaltsstoffen treten an Beton und Stahl Zersetzungen auf, die zu beträchtlichen Gebäudeschäden führen können. Zu den betonschädlichsten Stoffen gehören Sulfate. Der Kalk reagiert mit den Sulfaten und führt unter Volumenvergrößerung zum Aufplatzen des Betons. Wenn man es sieht, ist es zu spät.
In Schönebeck ist eine Sulfatkonzentration festgestellt worden, die als für Gebäude gefährlich einzustufen ist. Für Gnadau liegen quantitative Untersuchungen noch nicht vor, mit qualitativen Verfahren wurde aber auch hier Sulfat nachgewiesen.
© Foto: Oliver Struve/ www.bau-st.eu

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Kalenderblatt vom 14. Januar

Wassermusik.
Die Nutzung der Kellerräume ist vielfältig: Neben Heizungs- und Kartoffelkeller sind es Werkstatt, Lagerraum, Gästezimmer und Wohnraum.
Auch die Nutzung als Übungsraum dürfte nicht selten vorkommen, denn der Posaunenchor hat in Gnadau seit 170 Jahren eine zentrale Bedeutung für das Ortsleben. Den Posaunen von Jericho tun es die Gnadauer aber nicht gleich - in der biblischen Geschichte aus dem Alten Testament brachte allein der Schall von Posaunen die Mauern der Stadt Jericho zu Fall. (Jos 6,4)
© Foto: Aaron Gutsche

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Kalenderblatt vom 13. Januar

Straßenbegleitung.
Die Wassermassen, die auf Straßen, Äckern, Plätzen und in Kellern vor einem Jahr standen, ließen den Grundwasserspiegel durch großflächige Versickerung dramatisch ansteigen. Teilweise vereinigten sich Grund- und Oberflächen-wasser. Denn ableitende Gräben, die das Wasser oberirdisch abführen können, fehlen in Gnadau ebenso wie in Wespen.
Zwar gibt es Straßengräben wie an der Kreisstraße bei Gnadau (Foto), diese haben aber keinen Kontakt zu Entwässerungsgräben.

Die Lösung liegt nahe: Der Straßen begleitende Graben entlang der Kreisstraße muss eine Entwässerungsfunktion erhalten und an den Randelgraben angeschlossen werden. Damit könnte man die Straße entwässern und gleichzeitig den Grundwasseranstieg eindämmen.
Ziel muss sein, dass das Grundwasser in Siedlungsgebieten mindestens 2,5m unter der Oberfläche steht.

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Kalenderblatt vom 12. Januar

Gefahrenabwehr.
Handlungsfähigkeit bewies die Stadt Südliches Anhalt, als sich im Winter 2010/11 die Lage in Storkau immer mehr zuspitzte: Im Zuge der Gefahrenabwehr löste sie den Auftrag für den Bau eines neuen Grabens aus.
In Storkau bestand – wie in Gnadau und Wespen – kein Anschluss an das Grabensystem. Und auch hier standen Äcker, Straßen, Baugrundstücke und Keller monatelang unter Wasser.
Der Graben brachte schnell und spürbar Entlastung für den Ort und die umliegenden Ackerflächen.
Neue Gräben für den Elbe-Saale-Winkel – das ist die Hauptforderung der Bürgerinitiative Gnadau/ Wespen. Auch hier gibt es Projekte, die bereits in der Schublade liegen, wie die Ableitung überschüssigen Wassers aus den Kiesseen in Tornitz und in Barby.
Bereits im Februar 2011 hat die Bürgerinitiative Gnadau eine Karte mit Empfehlungen für den Verlauf neu anzulegender Gräben vorgelegt.
Es wäre vernünftig, mit dem Grabenbau zu beginnen, bevor es wieder zu einer Gefahrenlage kommt.
© Foto: Christian Schönfeld

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Kalenderblatt vom 11. Januar

Neuigkeitswert.
Das Grundwasserproblem im Raum Schönebeck ist ein Dauerthema: Bereits 1994/95 drang in Felgeleben Wasser in die Kellerräume ein. Seitdem hielt sich der Grundwasserstand dort deutlich höher als normal.
Als der Pegel im Januar 2003 erneut dramatisch anstieg, forderte die Bürger-initiative Schönebeck-Felgeleben ein Gesamtkonzept zur Lösung des Wasser-problems sowie Sofortmaßnahmen. Die Schlagzeilen stammen aus dieser Zeit.
2008 erreichte das Grundwasser weitere Stadtteile Schönebecks. Und im November 2011 war es in Pömmelte, Gnadau, Wespen und Eggersdorf angekommen ...
Das Problem ist seit langem bekannt. Gutachten liegen vor.
Was muss das Grundwasser eigentlich noch anrichten, bevor es endlich ein Grundwassermanagement für die gesamte Region gibt?

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Kalenderblatt vom 10. Januar

Engpass.
Wenn eine Straße einen Graben überquert, bezeichnet man dies als „Überfahrt“, wie hier am Randelgraben an der Ortseinfahrt nach Schönebeck aus Richtung Gnadau.
Nicht selten staut sich dort das Wasser, da die Durchlässe für die anfallenden Wassermengen viel zu klein dimensioniert sind. Gräben mit aufgestautem Wasser können aber nicht entwässern, sondern tragen im Gegenteil zur Erhöhung des Grundwasserspiegels der Umgebung bei.

Die Beseitigung aller Staustufen in den Gräben muss daher eine der vorrangigen Aufgaben eines Grundwassermanagements werden. Dabei kann die Verantwortung nicht allein bei der Gemeinde liegen, auf deren Gebiet die Überfahrt liegt - hier ist eine übergeordnete Koordination erforderlich.

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Kalenderblatt vom 9. Januar

Hindernislauf.
Hier wird das Problem der mangelhaften Grabenpflege konkret - Dieser Graben in Döben bei Gnadau kann seine Aufgabe kaum noch erfüllen: Die Fließ-geschwindigkeit ist erheblich reduziert, stellenweise staut sich das Wasser sogar.
Die in den Graben hineingewachsenen Bäume machen deutlich, dass hier schon seit langem nicht gepflegt wurde, das Astwerk im Vordergrund deutet allerdings auf Versäumnisse jüngerer Zeit hin.
Dabei ist die Zuständigkeit klar: „Die Unterhaltung der Gewässer zweiter Ordnung obliegt den Unterhaltungsverbänden“ heißt es im Wassergesetz des Landes. Und: „ Die Unterhaltungsverbände stellen ein Verzeichnis der in ihrer Unterhaltungspflicht befindlichen Gewässer zweiter Ordnung auf.“
Wenn weiter so mangelhaft gepflegt wird, ist dieser Graben verlandet und kann aus dem Verzeichnis gestrichen werden.
Viele ehemalige Gräben unserer Region sind bereits aus unterschiedlichen Gründen verschwunden.

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Kalenderblatt vom 8. Januar

Pflegestufe.
Die Grabenpflege gehört seit jeher zum Alltag in flussnahen Siedlungsräumen. Anfang der 50er Jahre war daran noch die gesamte Bevölkerung beteiligt – wie hier in Mecklenburg. Unterdessen ist die Aufgabe an Unterhaltungsverbände delegiert, welche von den Gemeinden dafür bezahlt werden.
Das macht Sinn, denn damit wird eine Grabenpflege über Gemeindegrenzen hinaus sichergestellt.
Allerdings sind Unterhaltungsverbände mittlerweile in die Kritik geraten: Der Landesbauernverband macht mangelhafte Grabenpflege mitverantwortlich für die Grundwasserkatastrophe 2010/11. Auch Bürgerinitiativen und Presse können zahlreiche Beispiele vorlegen, bei denen Grabenpflege vernachlässigt wurde.
© Foto: Bundesarchiv, Bild 183-09724-0005 / CC-BY-SA

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7. Januar

Heizungskeller.
Ein Blick in den Heizungskeller des Pfarrhauses:
Dort musste im Januar 2011 die Heizungsanlage aufgegeben und der Keller geflutet werden, da der Betrieb nur noch mit massivem Pumpeneinsatz möglich war. Damit fortwährendes Pumpen bei anhaltendem Wasserdruck nicht die Statik des Hauses gefährdet, wurde die noch nicht voll abbezahlte Anlage durch eine neue Heizung im Erdgeschoss ersetzt.
Andere Haushalte konnten diesen Schritt nicht gehen. So verschlangen dort die Pumpen enorme Energiekosten.
In beiden Fällen sind es Schäden, für die keine Versicherung aufkommt.
© Foto: Ralf Fischer

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6. Januar

Wasserspiegel.
Es sind viele Faktoren, die zu der Zuspitzung der Grundwasserlage in Gnadau und im Elbe-Saale-Winkel führten.
Einer dieser Faktoren ist das Fehlen eines Entwässerungssystems, welches nach Starkregenfällen Niederschlagswasser schnell ableiten kann, bevor es in das Grundwasser versickert. Ohne eine Regenwasserentwässerung trägt jeder Regentropfen zur Erhöhung des Grundwasserspiegels bei. Der unterirdische Abfluss über den Grundwasserträger dauert erheblich länger als über Entwässerungsgräben: Noch Monate nach dem September-Starkregen des Jahres 2011 war der Grundwasserspiegel in Gnadau deutlich erhöht, obwohl es im Herbst kaum regnete.
Der Anschluss der Straßenentwässerung an ableitende Gräben wäre deshalb ein wirkungsvoller Beitrag zur Verbesserung der Grundwasserlage in Gnadau.
© Foto: Tabea Bartels

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5. Januar

Entsorgungsproblem.
Auch in Häusern, die gar keinen Keller besitzen, machte sich das Grundwasser massiv bemerkbar, denn es führte zu einem Rückstau in den Abwasserleitungen. In der Folge drückte Abwasser aus Toiletten und Duschtassen in die Häuser.
Ursache für den Rückstau war nach Aussage des Abwasserzweckverbandes die fehlende Kanalisation für Niederschlags- und Oberflächenwasser in Gnadau.
Dort, wo sich Niederschlags-, Oberflächen- und Grundwasser bereits vereinigt hatten, drang dieses stellenweise in die Abwasserleitungen ein. Hinzu kam von verzweifelten Hausbesitzern unerlaubt eingeleitetes Grundwasser. Diese gewaltigen Wassermassen konnte das System nicht mehr bewältigen.
Um den Rückstau zu vermeiden, musste Abwasser von Tankwagen aus der Kanalisation gepumpt und abtransportiert werden. Allein für Gnadau verursachte das Kosten von 3000 Euro pro Tag. Gäbe es abführende Gräben für Nieder-schlagswasser, wären diese Ausgaben nicht nötig gewesen.

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4. Januar

Überlebenswichtig.
In den Niederlanden gehört die Entwässerung zum Einmaleins des Siedlungsbaus. Ein großer Teil des Landes wurde dem Meer abgerungen und liegt bis zu vier Metern unter dem Meeresspiegel. Gräben und Pumpen prägen seit jeher die Kulturlandschaft: Die legendären holländischen Windmühlen sind oft Schöpfwerke, die helfen, das Land trocken zu halten.
Immer wieder wurden Niederländer um Rat und Hilfe gebeten, wenn es darum ging, Siedlungsraum in feuchten Gebieten zu erschließen, auch in Deutschland.
Allerdings ist die Notwendigkeit der Erhaltung solcher Entwässerungssysteme mancherorts in Vergessenheit geraten – wie im Elbe-Saale-Winkel in Sachsen-Anhalt. Von dem ursprünglich vorhandenen Grabensystem sind heute nur noch kleine Reste vorhanden. Gnadau und Wespen sind überhaupt nicht mehr an Gräben angeschlossen.
© Foto: GNU/ Lucas Hirschegger

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3. Januar

Landunter.
Ebenfalls besonders schlimm war die Situation in Wespen, einem Nachbarort von Gnadau in der Einheitsgemeinde Stadt Barby.
Die einzige Zufahrtstraße zum Ort wurde überflutet und musste schließlich gesperrt werden. Der Ort war über Wochen nur noch über einen unbefestigten Feldweg erreichbar – auch für Rettungsdienste und Feuerwehr.
Anders als in Hochwassergebieten in vergleichbaren Situationen wurde für den Elbe-Saale-Winkel aber kein Katastrophenalarm ausgerufen. Mittel für eine Erhöhung der Straße oder – noch wichtiger – für den Bau von Entwässerungsgräben sind auch im Haushaltsjahr 2012 nicht eingestellt.
© Foto: Marko Gurr

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2. Januar

Seenplatte.
Die Äcker verwandelten sich in eine Seenplatte: Wie hier in Gnadau sah es im Winter 2010/11 vielerorts in Sachsen-Anhalt aus. Erhebliche Ernteeinbußen waren die Folge, auf einzelnen Feldern konnte überhaupt keine Ernte eingefahren werden. Insbesondere Rapsflächen erlitten Schäden, die umgebrochen und als Notlösung mit Mais und Sommergetreide neu bestellt werden mussten.
Nach Aussage des Landesbauernverbandes sind die hohen Niederschläge im Herbst zusammen mit den hohen Grundwasserständen und teilweise ungenügender Grabenpflege Ursache des Dilemmas.
Besonders schlimm: Das gesamte Wasser versickerte und speiste das Grundwasser, denn einen oberflächlichen Abfluss über Gräben gibt es in Gnadau nicht.

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1. Januar

Nicht immer verläuft die Silvesternacht so fröhlich, und wer genau hinschaut, entdeckt, dass auch auf dem Foto nicht alles stimmt: Mit dem Jahreswechsel 2010/11 sind in Gnadau eher feuchte als fröhliche Erinnerungen verbunden.
Bereits kurz nach Mitternacht heulten die Sirenen – Wasser machte der Elektroanlage im Keller der Gnadauer Anstalten zu schaffen. Die Sache verlief am Ende glimpflich, für das Altenpflegeheim wurde es nicht gefährlich. Aber eines wurde an diesem Neujahrsmorgen bereits mehr als deutlich: Das Grundwasserproblem ist alles andere als lustig.

zu www.Grundwasserschaden.de



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