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HERZKLOPFA Tourismusmagazin 2/2015

Foto:ErwinSonnen p Oder du hältst sie dem Publikum hin – ein Angebot? Umge- kehrt ist die Erwartungshaltung an dich auch ein Antrieb? Nach dreißig Jahren des Schaffens hinterfrage ich das nicht stän- dig, es geht einfach toujours weiter – ich bin „drin“ irgendwie. Auch, wenn ich keinen Galeristen habe und nicht auf dem „Kunst- markt“ präsent bin mit Werken, die einen festen Preis haben. p Du pflegst einen Blog, machst Ausstellungen und bietest Veranstaltungen an – jetzt auch auf dem Sommer der Ver- Führungen. In Zürich war ich auf der Messe, und in Chemnitz habe ich Thea- ter gemacht. Eineinhalb Jahre war ich Lehrbeauftragter an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Mittlerweile arbeiten die Professoren in anderen Städten – Halle, Bremen ... Wenn ich da hinterher wäre, könnte ich auch dort unterrichten. Aber das ist ein hoher Aufwand, der sich kaum rechnet. Daher werde mein Le- serede-Format weiterentwickeln, nicht zuletzt, weil ich durchaus schauen muss, wie ich über die Runden komme. p „Außer Spesen nichts gewesen?“ Es ist schon so, dass ich meine Werke auch verkaufe. Letztes Jahr beteiligte ich mich an zwei Gruppenausstellungen in Berlin, auf denen es um das „Wort“ ging. Das war eine Kooperation von 40 Künstlern, da waren fünf Textarbeiten von mir dabei. Ein franzö- sischer Freund verkauft ganz gut Siebdrucke von mir, der hat meine „Ware“ vorrätig. p Ein Galerist? Er ist selber Künstler, hat aber eine Ladengalerie, macht Ausstel- lungen und baut im Netz eine Edition auf. Da kann man online kau- fen, und so steigert sich der Bekanntheitsgrad in der Szene. Aber man muss immer dranbleiben, Kontakte pflegen, Neues präsen- tieren. Früher habe ich mehr gemalt, jetzt mache ich eher Objekte oder Auftragsarbeiten, bei denen ein Architekt oder Designer zu mir kommt und etwas Konkretes von mir haben möchte. p Vor allem arbeitest Du mit Sprache, nicht zuletzt mit Schwäbisch. Verstehst du dich als Mundartdichter? Ich nenne das „Sprachbehausung“. Zum Beispiel, wie man die Komplexität von Sprache wieder- und weitergibt. Und das in einem Spannungsfeld zwischen Berlin und Hohenstaufen, Hauptstadt und „Provinz“. p Womit wir wieder beim Thema „Heimat“ wären. Ja, an zwei Orten zuhause sein. Wie bringe ich zwischen ihnen Sprache zusammen? Wie kann ich den Menschen in einer Metro- pole vermitteln, was ich im Ländle mache, und wie bringe ich hier vor Ort mein Berlin-Dasein rüber? Beispielsweise erzähle ich Ge- schichten, in denen ich Berliner Dialekt rezitiere, dann aber auch ins Schwäbische wechsle. p Die Verbindung von beidem ist der Zugewinn. Die Stuttgarter Zeitung betitelte mich in einem Beitrag als „Künst- ler“, aber im Text darunter war ich dann auch gleich der etwas an- dere „Heimatdichter“. Das sind eben diese beiden Komponenten, die aneinander kleben. Ich habe ein Wort dafür: „Zwei-Seelen- Verkleber“. p Die eine Seele stammt aus Geislingen an der Steige. Da bin ich aufgewachsen. Jugend hieß, auf die Alb hochzufahren, auf die Schildwacht oder den Helfenstein: Frisbee spielen, trinken, rumknutschen, Mofa fahren. Das lief alles oben ab auf dem Berg, nicht unten im Tal. Unten hat man abends vielleicht noch eine halbe Stunde auf dem Fußballplatz gekickt, aber die prägende freie Zeit verbrachte man immer auf der Schwäbischen Alb – echt ein geiler Ort. Und dazu Millionen Jahre alt, das finde ich faszinierend. Heimat12 p

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